Ein Ausflug in die Ursachenforschung
Im Gesimse-Bereich eines Jahrhundertwende-Hauses (1900 🙂 ) macht sich seit einiger Zeit ein Wasserschaden bemerkbar. Reflexartig denkt man da natürlich an eine schadhafte Gesimse-Abdeckung – in unserem Fall ist diese aus Blech. Wir untersuchen also die Abdeckung im Schadbereich, öffnen sie, können aber keinen Schaden oder Mangel an der Blecheindeckung feststellen.
Die Ursachenforschung geht also in die nächste Runde – der Blutdruck steigt, weil ich natürlich sofort einen Planungsfehler als Auslöser für den Wasserschaden vermute. Der Dachboden wurde vor etwa acht Jahren ausgebaut. Die Außenwand ist mit einer von mir ungeliebten Innendämmung verkleidet. Eine Kontrolle unserer Planunterlagen ergibt aber, dass wir aus technischer Sicht alles richtig gemacht haben.
Nächster Schritt: Die innere Wand wird geöffnet. Das ist nicht lustig für die Wohnungsmieterin, sie ist aber sehr geduldig. Auch hier finden wir einen plankonformen Zustand vor.
Bei der Überprüfung des Fensteranschlusses stellen wir aber fest, dass das dampfdichte Klebeband (also der Anschluss vom Fenster zur Dampfsperre der Innendämmung) keinen Kontakt zum Fenster hat – es ist undicht. Hier liegt also der Grund für den Wasserschaden. Stellen Sie sich das wie einen Kelomat vor: Im Raum ist die Luft warm und relativ feucht – daher herrscht Überdruck. Dieser Überdruck bläst die Luft (auch, wenn es nicht viel Luft ist) durch die Fuge. In der Wärmedämmung kühlt sie ab und kondensiert. Fertig ist der Bauschaden!